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Reisebericht Nordindien 1989 Goa

Freitag 03.11.1989

Indienkarte Karte mit Baga/Goa Aufstehen um 4:30 und Fahrt zum Flughafen. Unser Flieger sollte um 7:05 starten, hatte aber 2 Stunden Verspätung. Dafür spendierte uns Indian Airlines ein Frühstück. Wir flogen dann kurz nach 9:00 und kamen um 11:30 in Bangalore an. Nach Kalkutta wirkte dieser Flughafen auf uns blitzsauber und ordentlich. Wir schlugen die Zeit tot und flogen schließlich um 15:30 weiter und kamen 45 Minuten später auf dem Flughafen Vasco da Gama in Goa an. Der Flughafen wirkte sehr winzig, und außer uns und den Passagieren unseres Fliegers war dort auch nichts. In einem kleinen Touristenbüro erkundigten wir uns nach Unterkünften. Uns wurde Baga empfohlen und dort das Hotel Ronil Beach Resort. Wir stimmten zu und für uns wurde ein Taxi gechartert. Mit uns fuhr noch ein wohlhabender Inder, der auch in das Hotel wollte. Die Fahrt führte uns über die Hauptstadt Goas Panjim, wo wir mit einer abenteuerlichen Fähre über Mandovi River übersetzten. Dann war es leider dunkel, und wir konnten nicht mehr viel von der Gegend erkennen. Um 19:30 kamen wir am Ronil Beach Resort an und zuerst hieß es, es sei nichts mehr frei, aber wir bekamen dann doch noch ein Zimmer in dem Bungalow ganz vorne in der äußersten Ecke, nicht besonders schön, aber wir wollten auch nichts mehr weiter unternehmen, sondern nur noch unser Zimmer beziehen und ausruhen.
Ronils Beach Hotel Baga Die kleine ehemalige Enklave Goa ist Indiens bedeutendstes Touristenziel. Es erhielt sich bis heute neben der alten portugiesischen Architektur auch das Flair des portugiesischen Lebensstils. Dies ist um so erstaunlicher, als Goa mittlerweile bereits seit 20 Jahren zu Indien gehört. Der wichtigste Grund für die vielen Touristen, nach Goa zu kommen, sind die traumhaften Strände. Sie sind geradezu geschaffen, um den Freaks, Lebenskünstlern und Aussteigern all das zu ermöglichen, was sie sich zu Hause erträumten. Offiziell will Goa zusammen mit zwei anderen portugiesischen Enklaven regiert, nämlich mit Daman und Diu. Die wurden zur gleichen Zeit wie Goa von Indien übernommen. Beide liegen im Staat Gujarat.
Goa blickt auf eine lange Geschichte zurück, und zwar bis zum 3. Jahrhundert v. Chr.. als es ein Teil des maurischen Reiches war.
Die Portugiesen kamen 1510 unter dem Kommando von Alfonso de Albuquerque nach Goa. Dies war ein Ausweichmanöver, denn es war ihnen nicht gelungen, weiter im Süden an der Malabarküste einen sicheren Hafen zu finden. Goa war für die Portugiesen ideal: es bot Naturhäfen und breite Flüsse, alles Gegebenheiten, die den seefahrenden Besetzern nur recht sein konnten. Waren sie doch gezwungen, sich ihre Wege für den Transport der so begehrten Gewürze aus dem Osten zu sichern. Dabei kümmerten sie sich auch um die Verbreitung des Christentums. Zunächst war ihr Einfluß allerdings auf ein kleines Areal begrenzt. Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts dehnten sie ihren Machtbereich auf die Provinzen Bardez und Salcete aus.
Seine heutige Größe erreichte Goa im 18. Jahrhundert durch weiter Annexionen. Davon waren zunächst die Provinzen Ponda, Sanguem, Quepem und Canacona betroffen(1763), 1788 kamen Pendem, Bicholim und Satari hinzu. Die Marathen unterbanden dann jedoch die weitere Ausdehnung und bezwangen die Portugiesen in Goa. Während der Napoleonischen Kriege in Europa besetzten die Briten Goa für kurze Zeit. Erst 1961 vertreiben die Inder die Portugiesen in einer fast unblutigen Aktion. Dadurch verschwanden sie völlig vom Subkontinent. Das beschauliche Leben und die portugiesische Gangart konnte sich diese Provinz aber bis heute erhalten.

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Sonnabend 04.11.1989

Nach eine späten Frühstück im Hotel, wollten wir ein wenig die Gegend erkunden, wo wir nun den Rest unseres Urlaubs verbringen wollten und brachen zu einem Spaziergang auf. Wir schlugen den Weg in Richtung Calangute ein und schlenderten dann dort ein wenig herum, schauten uns die Geschäfte und Verkaufsstände an, warfen einen Blick in den kleinen Hindutempel und machten uns wieder auf den Rückweg nach Baga.
Calangute und Baga: Noch bis vor kurzem war Calangute der Strand, an den es die Hippies aus aller Welt zog, besonders zu Weihnachten. Dann brach ein Chaos aus. Menschenmassen trafen ein, um an das Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Auf die Gefühle der Inder nahm man keine Rücksicht. Man gab sich so, wie man selbst wollte - nackt spärlich bekleidet und wenig gepflegt. Man wollte die Welt verbessern und trat doch denen, die hier zu Hause waren auf die Füße. Natürlich spielte auch Rauschgift eine Rolle.. Dies hatte zur Folge, dass immer irgendwo irgendwelche Hippies in einem Rausch waren und irgendwelchen Lärm verursachten oder denselben ausschliefen.

Tempel in Calangute Abendstimmung am Strand von Baga

Aber diese Zeiten sind vorbei. Calangute änderte sein Image und sein Aussehen. Es ist heute eher das Ziel von Bürgerlichen und verursachte so den üblichen Rummel mit fliegenden Händlern, die von Schmuck über Kunsthandwerk praktisch alles verkaufen. Keine Presseberichte lassen mehr verlauten, dass die sittlich verdorbenen Menge der indischen Jugend schaden würde. Die Öffentlichkeit verlor das Interesse an Calangute, denn es gibt nichts Aufregendes mehr zu berichten, es sei denn, die Nachrichten über indische Mittelklasseurlauber seinen lesenswert.
Den Nachmittag verbrachten wir am Hotelpool. Zum Abendessen gab es auch keine großen Experimente, das Restaurant im Hotel wirkte sehr einladend. Wir wurden nicht enttäuscht, das Essen war phantastisch, wir saßen sehr schön mit Blick auf die mit vielen bunten Lichtern geschmückten Palmen im Garten des Hotelgeländes und genossen den warmen Sommerabend.

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Sonntag 05.11.1989

Irgendwie hatten wir keine Lust etwas zu unternehmen und verließen den ganzen Tag das Hotelgelände nicht, sondern verbrachten den Tag im Garten, mit rumlungern, Essen, Trinken, Lesen und im Pool planschen.
Jedoch konnten wir aus unseren etwas düsteren Eckzimmer in ein schönes Zimmer mit Blick auf den Garten und den Pool umziehen. Jetzt stand für uns fest, dass wir es hier für den Rest des Urlaubs aushalten würden.

Ronils Beach Hotel Baga Abendstimmung am Strand von Baga

Gegen Abend rafften wir uns dann doch zu einem kleinen Spaziergang zum Strand von Baga auf, der sich als sehr schön herausstellte, auch weil nur wenige Touristen dort anzutreffen waren. Wir blieben bis nach Sonnenuntergang, der nicht so eindrucksvoll, wie erhofft war, aber doch zu einigen Fotos hinreißen ließ.
Das Abendessen fand wieder im Hotel statt und war wieder köstlich.

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Montag 06.11.1989

Diesen Tag verbrachten wir bis zum späten Nachmittag auch wieder auf dem Hotelgelände, um uns dann am späten Nachmittag doch noch zu einem Spaziergang nach Calangute aufzuraffen. Nach Calangute führte uns der Weg die Straße entlang; zurück wählten wir den Weg am Strand.

Fischerboot am Strand von Baga Fischerboot am Strand von Baga

Die Abenddämmerung begann und wir konnten, dann schon in Baga die Fischer beobachten (und fotografieren), die gerade ihr Boot, ein großes Holzboot mit Seitenauslegern ; ins Wasser schoben. Dazu waren ca. 20 Männer notwendig, die ganz schön zu tun hatten. Das Abendleben fand wieder im Hotel statt, wo wir an diesem Abend mit einem Berliner Ehepaar ins Gespräch kamen. Es war ganz nett sich auch mal wieder auf Deutsch unterhalten zu können.

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Dienstag 07.11.1989

Für diesen Tag hatten wir uns ein Moped/Motorrad gemietet. Der Sicherheit wegen wurden trotz der Wärme Jeans angezogen und ab ging die Fahrt. Mein Gefühl auf dem Sozius wechselte zwischen Angst und Unsicherheit, ich hatte ständig das Gefühl, gleich von diesem Motorrad zu fallen und wußte auch nicht so richtig, wo ich mich festhalten sollte. Bernd fuhr zwar sehr vorsichtig, aber eine gewisse Sicherheit wollte sich bei mir zunächst nicht einstellen.

Kirche in Saligoa Kirche in Saligoa

Zunächst fuhren wir nach Calangute und von dort in Richtung Osten, also ins Landesinnnere. Dort kamen wir in den kleinen Ort Saligoa mit einer großen Kirche, die wir besichtigten. Ansonsten gab es dort nicht viel zu sehen, außer einem Schild, das vor Unfällen mit Kühen warnte und einer Post, die wie eine bessere Pufferbude wirkte.

Achtung Kuhunfall Post in Saligoa

Durch eine wunderschöne grüne und fruchtbare Gegend fuhren wir auf kleinen Straßen weiter nach Chapora.
Chapora gehört zu den schönsten und unberührtesten Gegenden von Goa. Die bewohnten Gebiete liegen meist unter dichten Kokospalmen. Der Ort selbst hat als Wahrzeichen ein Fort, das alles überragend auf einem Hügel thront, es ist noch recht gut erhalten

Blick vom Fort in Chapora Kirche in Chapora

Gemeinsam mit Anjuna (das wir auf dem Rückweg nur durchfuhren), teile sich Chapora den Ruf, der schönste Strand Goas zu sein, den wir allerdings nicht besichtigten. Unser erster Gang führte uns zu dem Fort, das wir jedoch nicht sonderlich beeindruckend fanden. Zurück im Ort selbst nahmen wir einen Erfrischungsdrink (fresh Lime Soda) und machten uns dann wieder auf den Weg. An einer Kreuzung stoppten wir bei einem jungen etwas verschüchtert wirkenden jungen Pärchen, das das Erleben suchte und hier offensichtlich nicht gefunden hatte, sie waren gerade vor ein paar Stunden in Goa gelandet und völlig übermüdet.
Sie wollten ihre Indienreise in Goa beginnen, was wir jedoch nicht so gelungen fanden, denn Goa ist nicht Indien, und sie waren hier schon völlig verzweifelt. Da sie so gar nicht wußten, was zu tun sei, schickten wir sie in unser Hotel in Baga, wenigstens für eine Übernachtung, damit sie sich ausschlafen und in Ruhe eine andere, etwas preiswertere Übernachtungsmöglichkeit suchen konnten.

Haus am Chapora River Chapora River

Wir setzten dann unsere Fahrt fort, vorbei an einem kleinen Kieswerk, weiter nach Siolim und dann zum Chapora River, wo wir mit einer abenteuerlichen Fähre ans andere Ufer übersetzten. Am anderen Ufer gab es eigentlich nichts weiter außer Gegend, Strand und viel Grün, und um uns nicht allzusehr zu verzetteln, fuhren wir nach kurzer Zeit wieder mit der Fähre zurück. Über Anjuna fuhren wir wieder zurück und waren am späten Nachmittag wieder in unseren Hotel. Zum Sonnenuntergang machten wir wieder einen Spaziergang zum Strand, und er war wieder nur mittelmäßig, aber fotografiert wurde trotzdem.

Landschaft am Chapora River Landschaft am Chapora River

Beim Abendessen tauchten unsere Ratlosen aus Chapora wieder auf, schon sichtlich erholt, und sie hatten für den nächsten Tag auch schon eine preiswertere Unterkunft gefunden, waren jedoch unseren Rat gefolgt sich in unserem Hotel erst mal ein Zimmer zu nehmen und auszuschlafen. Wir kamen so ins plaudern über Reisen usw. Dabei fiel von uns der Satz: Die Fernreisen machen wir jetzt, wenn wir älter sind, wissen wir nicht, wie es uns gesundheitlich geht, und dann können wir uns Europa und Deutschland ansehen. Die beiden waren der gleichen Meinung, solange man jung ist, sollte man sich die Welt ansehen, denn mit 40 macht man solche Reisen nicht mehr. Na ja.

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Mittwoch 08.11.1989

Zu diesem Tag gibt es eigentlich gar nichts weiter zu sagen, wir verbrachten den Tag im Hotelgelände mit Lesen; Rumlungern, Baden, Essen und Trinken.

Am Strand von Baga Am Strand von Baga

Zum Sonnenuntergang rafften wir uns dann endlich zu einem Spaziergang am Meer auf.

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Donnerstag 09.11.1989

Für diesen Tag hatten wir uns die Besichtigung von Panjim vorgenommen. Nach dem Frühstück fuhren wir mit einem Taxi los und überquerten den Mandovi River mit der Fähre, auf der anderen Seite des Flusses lag dann die Stadt vor uns.

Fähre nach Panjim Fähre nach Panjim

Panjim gehört zu den kleinsten und schönsten Provinzhauptstädten Indiens. Die Stadt am Südufer des breiten Mandovi River wurde bereits 1843 die Hauptstadt von Goa. Die portugiesischen Vizekönige hatten nämlich 1759 ihre Residenz aus den Außenbezirken von Alt-Goa in den früheren Palast von Adil Shah von Panjim verlegt. Die Stadt hat sich ihre portugiesische Vergangenheit erstaunlich gut erhalten.
Ganze Stadtteile bestehen immer noch aus verwinkelten Gassen, alten Häusern mit überhängenden Balkonen, roten Ziegeldächern sowie unzähligen kleinen Bars und Cafés`. Sichtbares Zeichen der früheren portugiesischen Herrschaft, auch noch nach 20 Jahren, sind die Beschriftungen an Läden, Restaurants und Verwaltungsgebäuden in portugiesischer Sprache, denn vereinzelt sind sie noch zu entdecken.

Kirche der unbefleckten Empfängnis in Panjim Kirche der unbefleckten Empfängnis in Panjim

Reizvoll an Panjim sind die engen Straßen und die alten Gebäude aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sehenswürdigkeiten sind jedoch nicht allzu viele zu besichtigen. Zu den wenigen zählen die alte Kirche der unbefleckten Empfängnis auf einem kleinen Hügel. Auf diese Kirche steuerten wir zu, erklommen die Treppen, die auf den Hügel führten und dort sprach uns ein sehr abgerissen aussehender Inder an : "Gestatten Sie, dass ich Ihnen die Kirche zeige?". Unsere Verblüffung ist vorstellbar, denn sein Deutsch war fehlerfrei. Wie sich dann herausstellte, hatte er vor vielen Jahren für 25 Jahre in Deutschland gelebt und bei Daimler in Stuttgart gearbeitet. Er zeigte uns die Kirche und erklärte uns deren Entstehung und als wir ihm zum Abschied ein kleines Trinkgeld gaben, freute er sich wirklich und meinte, das sei doch nicht nötig gewesen. Kein solcher Raffzahn, wie die anderen Möchtergern-Führer.
Wir schlenderten noch etwas durch die Stadt, fuhren dann mit der Fähre auf die andere Seite des Flusses und nahmen dort den Bus zurück nach Calangute. Von dort mußten wir dann bis Baga laufen.

Strasse in Panjim Gesundheitszentrum

Gegen 16:00 waren wir zurück im Hotel.
Unser Abendessen nahmen wir wieder im Hotel ein, denn hier waren wir noch kein einziges Mal enttäuscht worden. Als wir nach dem Abendessen noch gemütlich beim Bierchen saßen, kam plötzlich ein Kellner auf uns zu und erzählte uns völlig aufgeregt: "The wall is broken! The wall is broken!" Ich dachte natürlich sofort an ein Erdbeben und drehte mich um, aber das Mäuerchen hinter mir stand noch. In klassischem Englisch brachten wir die Frage hervor "wich wall?". Die Antwort darauf lautete : In Berlin. Mein laut geäußerter Gedanke dazu war: Quatsch in Berlin gibt es keine Erdbeben. Der Kellner lockte uns dann zum Fernseher in der Halle, aber die Nachrichten waren bereits zu Ende. Wir waren dann aber doch so verunsichert, dass wir auf unserem kleinen Weltempfänger versuchten, deutsche Nachrichten zu bekommen, was uns schließlich auch mit viel Rauschen gelang. Der etwas trockene Nachrichtensprecher des der Deutschen Welle erzählte auch etwas von geöffneter Mauer und vielen Menschen, die nach West-Berlin strömten. Wir waren aber dennoch ziemlich skeptisch, so richtig geglaubt haben wir es dann erst in Frankfurt , als wir dann wieder deutsche Zeitungen kaufen konnten.

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Freitag 10.11.1989

Für diesen Vormittag hatten wir uns eine Fahrt zu dem berühmten Markt in Mapusa (gesprochen Mapsa) vorgenommen.

Markt in Mapusa Markt in Mapusa

Für die meisten Menschen im Norden von Goa ist Mapusa das Zentrum. Dort wohnen auch die meisten Menschen dieser Region. Wer in Anjuna oder Chapora lebt, kommt hierher zum Einkaufen. Die Stadt selbst hat keine Sehenswürdigkeiten, wenn man von dem Freitagsmarkt mal absieht. Wir fuhren mit einem Taxi dorthin.

Markt in Mapusa Markt in Mapusa

Der Markt war wirklich sehr schön und bunt, exotisch mit viel Gewimmel. Außerdem war es wahnsinnig heiß. Nachdem wir ausgiebig über den Markt geschlendert waren und das bunte Treiben beobachtet hatten, bummelten wir noch ein wenig durch das Städtchen und fuhren am frühen Nachmittag mit einem Taxi wieder zurück nach Baga ins Hotel.

Markt in Mapusa Straße in Mapusa

Den Nachmittag verbrachten wir am Strand mit frischer Ananas und baden im Meer. Das Abendessen wie immer im Hotel.

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Sonnabend 11.11.1989

Den Vormittag verbrachten wir am Hotelpool. Am frühen Nachmittag beschlossen wir eine Fahrt nach Old-Goa.
Schon bevor die Portugiesen ankamen, war Old-Goa eine blühende und reiche Stadt. Unter der Adil Shahi-Dynastie von Bijapur war sie die zweite Hauptstadt. Damals umgeben Mauern und ein Festungsgraben die Stadt, in der viele Tempel, Moscheen und der große Palast von Adil Shah standen. Von all dem ist heute nichts mehr zu sehen, ausgenommen die Reste des Palasttores. Alles was bis heute übrig geblieben ist, stammt aus der Zeit der Portugiesen.

Kirche Bom Jesus in Old Goa Kirche Bom Jesus in Old Goa

Es mag am heimlichen Konkurrenzkampf mit Lissabon gelegen haben, dass Old Goa unter den Portugiesen so schnell wuchs. Der einzige Rückfall war eine Epidemie im Jahr 1543, die einen großen Teil der Bevölkerung hinwegraffte. Auf königliches Geheiß hin strömten auch die unterschiedlichsten religiösen Gruppen nach Old Goa, unter deren Aufsicht Kirchen Klöster und Konvente entstanden. Die Franziskaner waren die ersten an Ort und Stelle. Aber der Glanz von Old Goa währte nicht allzu lange.
Am Ende des 16. Jahrhunderts verloren die Portugiesen die Vormachtstellung auf See an die Briten, Holländer und Franzosen. Der Verfall der Stadt wurde noch gefördert durch die Inquisition und durch eine verheerende Epidemie, die die Bewohner der Stadt 1635 heimsuchte. Hätten die Portugiesen nicht mit den Briten in Verhandlung gestanden und Verträge miteinander abgeschlossen, wäre Old Goa möglicherweise in holländische Hände übergegangen oder dem britischen Indien einverleibt worden.

Innenhof Kirche Bom Jesus in Old Goa Se Cathedrale in Old Goa

Aber die Stadt hielt sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts als Verwaltungszentrum des portugiesischen Ostreiches, zu dem in Indien Goa, Daman und Diu, in Indonesien Timor und in China Macao gehörte. Nachdem aber 1843 wegen religiöser Repressalien der Hauptsitz nach Panjim verlegt wurde, gab man die Stadt mehr oder weniger auf. Übrig blieb eine kleine Stadt, umgeben von großen Kirchen und Konventen, die in Glanzzeiten erbaut wurden und die von ihrer Anziehungskraft auf Touristen bis heute nichts einbüßten. Einige Gebäude werden noch immer genutzt, andere dagegen wurden inzwischen in Museen umgewandelt. Sie unterstehen dem Archeological Survey of India. Man hat eine wachsames Auge auf diese Bauten und erneuert den Kalkputz regelmäßig, um die Bauten vor dem Monsun zu schützen.

Se Cathedrale in Old Goa Se Cathedrale in Old Goa

Die See-Kathedrale: Sie ist die größte Kirche von Old Goa. Mit ihrem Bau wurde 1562, während der Herrschaft von König Dom Sebastiao (1557-78) begonnen. Fertiggestellt wurde sie 1619, die Altäre jedoch erst 1652. Die Kathedrale gehört den Dominikanern und wurde aus Mitteln der königlichen Schatzkammer bezahlt, nachdem man Besitztümer der Krone verkauft hatte. Gebaut wurde sie im portugiesisch-gotischen Stil mit einem toskanischen Äußeren und einem korinthischen Inneren. Die Kirche hatte ursprünglich zwei Türme, aber der Südturm stürzte 1776 ein. Im noch vorhandenen Turm hängt eine berühmte Glocke, eine der größten in Goa, die häufig als goldene Glocke bezeichnet wird. Diesen Namen trägt sie wegen ihres vollen Klanges. Der Hauptaltar ist St. Katharina von Alexandria geweiht, und die Gemälde an den beiden Seiten zeigen Szenen aus ihrem Leben und ihres Martyriums.
Der Konvent und die Kirche des Heiligen Franziskus von Assisi: Dies ist vielleicht eines der interessantesten Gebäude von Alt Goa. Es enthält vergoldet Holzarbeiten, alte Wandgemälde, die Szenen aus dem Leben des heiligen Franz zeigen, und eine Fußboden mit Grabplatten, die aus der Zeit zurück bis in das Jahr 1500 stammen. Die Ursprünge dieser Kirche gehen auf 8 Franziskaner zurück, die 1517 in Goa ankamen und zunächst eine kleine Kapelle bauten. Sie enthielt drei Altäre und einen Chor. Die Kapelle wurde später völlig abgebrochen und das heutige Gebäude auf diesem Grund und Boden errichtet (1661). Im Konvent an der Rückseite der Kirche ist heute das archäologische Museum untergebracht, das jedoch wegen Reparaturarbeiten geschlossen war.

Old Goa Santa Catarina Kloster in Old Goa

Basilika des Bom Jesus: In der römisch-katholischen Kirche spielt die Basilika des Bom Jesus von Alt-Goa eine bedeutende Rolle. In ihr ruhen die sterblichen Überreste von St. Francis Xavier. Ihm wurde 1541 die Aufgabe übertragen, in den portugiesischen Kolonien im Osten das Christentum zu verbreiten. Er war ein Schüler des Ignatius von Loyola, dem Begründer des Jesuitenordens. Die Missionsreisen des Francis Xavier im Osten wurden zur Legende und grenzen an Wunder, wenn man die begrenzten Kommnunikationsmöglickeiten der damaligen Zeit bedenkt. Nach seiner Ankunft im Jahr 1542 machte sich Francis Xavier zunächst daran, den christlichen Glauben an der Malabar- und Coromandel-Küste zu verbreiten. Dann aber erreichten ihn Nachrichten, dass das Christentum sogar bis zu den Molukken vorgedrungen sei und Anhänger gefunden habe. Um sicherzugehen, dass die Bewohner ihrem neuen Glauben auch treu blieben, begab er sich auf eine Reise zu den Molukken, von der er erst 1548 heimkehrte. Lange hielt es ihn in Goa allerdings nicht.

Se Cathedrale in Old Goa St. Cajetan in Old Goa

Er schiffte sich wieder ein, diesmal in Richtung Japan. Dort angekommen, bat er den König von Yamaguchi um Erlaubnis, die christliche Lehre verbreiten zu dürfen. Dies wurde ihm zwar gewährt, aber große Erfolge hatte er nicht zu verzeichnen. Daher schiffte er sich enttäuscht wieder in Richtung Goa ein, stieg aber zunächst auf der Insel Sankian vor China aus. Dort erkrankte er und starb im Dezember 1552 im Alter von 46 Jahren. Er wurde auf Sankian zunächst begraben, dann aber nach Malacca gebracht und in der Kirche Our Lady of the Mount beigesetzt. Vier Monate später öffnete sein Nachfolger das Grab, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Er fand den Körper des Toten völlig erhalten und so frisch, als sei er noch am Leben. 1554 überführte er den Toten nach Goa. Dort ruhte er zunächst im St. Pauls College, wurde aber 1613 noch einmal umgebettet ins Ordenshaus. Ruhe bekam Franz Xavier jedoch immer noch nicht. Nach seiner Heiligsprechung bettete man den Toten dann endlich in der Basilika des Bom Jesus zur Ruhe.
Alle 10 Jahre wird der Leichnam der Öffentlichkeit gezeigt, immer am Todestag des Franz Xavier. Die Leiche ist inzwischen nicht mehr sehr gut erhalten, was darauf zurückzuführen ist, dass Souvenirjäger sich bedienten - weltliche wie geistliche. Als die Leiche in Malacca aufbewahrt wurde, lag sie in einem zu kurzen Sarg. Die Folge war ein gebrochenes Genick. 1554 brach dann eine Portugiesin eine Zehe ab, weil sie unbedingt ein Relikt des Heiligen besitzen wollte. 1615 ging man noch weiter.
Da wurde gleich ein Teil der rechten Hand abgehackt und nach Rom gesandt. Gläubige dürfen sie dort in der Kirche Jesu verehren. Doch damit nicht genug; 1619 hackte man auch noch die restliche Hand ab und schickte sie den Jesuiten in Japan. Mit den Eingeweiden ging man ebenfalls nicht zimperlich um. Man entnahm sie und verteilte sie in der ganzen Welt.
Abgesehen von den goldenen Altären ist die Kirche sehr schlicht. Sie ist auch das einzige Gotteshaus, das außen nicht verputzt ist. Mit ihrem Bau begann man 1594 und war 1605 fertig. Das Sehenswerte in der Kirche ist zweifellos das Grab des Heiligen Franz, dessen Baugenehmigung die Unterschrift des Herzogs von Toskana trägt. Ausführende Künstler war der Bildhauer Giovanni Batista Foggini aus Florenz. Er benötigte 10 Jahre zur Fertigstellung (1698). Die sterblichen Überreste werden in einem silbernen Behälter aufbewahrt, der früher sogar noch mit Juwelen besetzt war.
Wir besichtigten nacheinander diese Kirchen, schlenderten noch eine wenig durch die gepflegten Anlagen und fuhren dann mit unserem Taxi, das gewartet hatte, zurück nach Baga.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir im Hotel, packten unseren Krempel und ließen den letzten Abend gemütlich ausklingen.

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Sonntag 12.11.1989 - Montag 13.11.1989

Unser Flieger sollte um 8:35 den Flughafen Vasco da Gama in Goa verlassen, und so machten wir uns um 5:00 früh mit einem Taxi auf den Weg. Das Einchecken verlief reibungslos. Als wir unser Gepäck los waren tat sich erst mal eine ganze Weile überhaupt nichts. Um 9:00 teilte man uns dann freundlicherweise mit, dass unser Flug ein wenig Verspätung hätte, es ginge um 20:00 los. Also Ade Tageszimmer im Yorks und ein wenig schlafen. Mit einem Bus wurden wir nach Bagmalo in eine Luxuskiste gebracht, dort sollten wir uns nun den Tag lang aufhalten. Zunächst sollte es Frühstück geben und wir gingen ins Restaurant. Dort schickte man uns jedoch wieder weg, das Frühstück für die Fluggäste gäbe es in einem anderen Raum. Wir fanden diesen Raum auch, mit der Gemütlichkeit einer Garage, ohne Fenster und einem mehr als dürftigen Frühstücksangebot. Also beschlossen wir, auf das geschenkte Frühstück zu verzichten und lieber oben im Restaurant ein Frühstück vom Büfett zu bezahlen. Wir suchten uns einen schönen Tisch aus, frühstückten vom Feinsten und als wir dann bezahlen wollten, winkte der Kellner ab und murmelte etwas von Guest und Indian Airlines.

Colva Sonnenuntergang in Bogmalo

Dann saßen wir im Hotelgelände rum, viel zu warm angezogen, weil wir ja schon unsere Reiseklamotten anhatten. Ich war willens und bereit mir einen Badeanzug zu kaufen, um den Tag am Pool und Strand zu verbringen, aber der Badeanzugladen öffnete nicht. Um das Hotel herum gab es auch ein paar Läden, aber auch keine Badeanzüge. Ansonsten war dort nichts, kein Ort nur Gegend und diese Luxuskiste.
Nach dem Mittagessen nahmen wir uns ein Taxi und fuhren nach Colva, dort hatten wir eigentlich unsere Goa-Tage verbringen wollen, weil gemäß Reiseführer dort der schönste Strand von Goa ist. Also fuhren wir wieder zurück und lungerten wieder in der Luxuskiste rum. Aus lauter Langeweile lasen wir sogar eine Frankfurter Allgemeine von vorne bis hinten, die 14 Tage alt war. Um 19:00 wurden wir schließlich von unserem Bus wieder abgeholt und zum Flughafen gefahren. Unser Flug ging dann "pünktlich" um 20:30, in Delhi landeten wir um 22:30.
Um 3:30 ging unser Flug nach Frankfurt, dort kamen wir um kurz nach 9:00 an, und flogen um 10:00 weiter nach Berlin.

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letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig

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